Der erstmals 1992 erschienene Architekturführer
Frankfurt von Bernd Kalusche und Wolf-Christian Setzepfandt gilt
inzwischen als Standardwerk. Zwar fragt man sich immer wieder, warum
bedeutende zeitgenössische Architekten (etwa Hans Kollhoff) ignoriert
werden. Als Nachschlagewerk und Instrument zum Aufspüren sehenswerter
Gebäude hat sich das kleine Kompendium dennoch einen Namen gemacht.
Es spricht für die architektonische Produktivität Frankfurts, dass der
Reimer-Verlag nun schon die dritte Auflage des Buches auf den Markt bringt.
Die Masse an Büro- und Verwaltungsgebäuden, die jedes Jahr in Frankfurt
entsteht, hat die Neuauflage nötig gemacht. Setzepfandt, im Hauptberuf
Stadtführer, hat 45 Bauwerke aus den vergangenen fünf Jahren neu in seinen
Kanon aufgenommen, der im 12. Jahrhundert beginnt. Sein Blick bleibt
notwendigerweise an den großen, für jeden sichtbaren Wahrzeichen der
Dienstleistungsarchitektur hängen (Westhafen-Turm, Messehalle 3), vergisst
aber auch nicht, in der Peripherie zu schweifen. Eine Altenwohnanlage in
Niederursel (Braun & Voigt), ein Wohnhaus in Sachsenhausen (Landes &
Partner) mögen als Beispiel dienen. Der in den Stadtteilen versteckten
Baukunst, insbesondere bei Wohngebäuden, gilt von jeher Setzepfandts
Interesse.
Am bewährten Konzept des Buches wurde nicht gerüttelt. Kleine
Schwarzweiß-Bilder, ein Grundriss und ein knapper deutscher und englischer
Text beschreiben die wesentlichen Merkmale jedes Bauwerks und den jeweiligen
städtebaulichen Kontext. Wenn Setzepfandt, inzwischen Alleinautor, sich noch
dazu durchringen könnte, durchgängig die Vornamen der Architekten zu nennen,
könnte man seinem Werk ohne zu zögern das Qualitätsurteil "sehr gut" geben.
Ganz andere Absichten als der nach handbuchartiger Korrektheit strebende
Setzepfandt verfolgt der Frankfurter Architekt Jo. Franzke. Das zweite von
ihm herausgegebene Buch zur Frankfurter Architektur (Architektur in
Frankfurt am Main 1999 - 2003, Gestaltung: Volker Albus) ist ganz
unverhohlen eine Selbstdarstellung hiesiger Architekten. Franzke leistet
damit nach eigener Ansicht das, was in Hamburg, Berlin und München die
jeweiligen Kammern übernehmen. Dass die von ihm initiierte Bilanz, die
gelegentlich auch Innenarchitektur und Design einbezieht, in Hochglanz
ausfällt, darf nicht verwundern.
Seine Qualität verdankt das Buch Fotografen wie Jean-Luc Valentin, Ivan
Nemec, Christoph Lison und Norbert Miguletz. Den Texten würde man oft etwas
von der wohltuenden Sachlichkeit Setzepfandts wünschen. Was stört, ist der
Jargon von Imagebroschüren.
Während Setzepfandts Buch in den Rucksack des Architektur-Touristen gehört,
ist Franzkes Werk wohl eher für den Gabentisch des potenziellen Investors
gedacht. Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt, die das Buch
mitfinanziert hat, verschickt den Bildband als Weihnachtsgeschenk an die 130
Mitglieder ihrer Vollversammlung.
• Architekturführer Frankfurt am Main, von Wolf-Christian Setzepfandt,
dritte, überarbeitete Auflage, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2002;
Architektur in Frankfurt am Main 1999 - 2003, von Volker Albus, hrsg. von
Jo. Franzke, Junius-Verlag, Hamburg 2002