Pressestimmen zu 101 Unorte

 

Gab Juli 2011



Schräges Projekt  aus http://www.hr-online.de


Berger/Setzepfandt "101 Unorte in Frankfurt"
Es war bei einem Glas Wein, dass Frank Berger und Christian Setzepfand auf ihre Schnapsidee kamen, einen Frankfurter Reiseführer der anderen Art zu schreiben. Goethehaus und Museumsufer kommen darin nicht vor, aber die Adorno-Ampel und die Zeppelinwurst.


Die Adorno-Ampel am Senckenbergmuseum
Die Autoren bezeichnen ihr Buch als schräges Projekt, das unausgewogen, politisch unkorrekt, unvorsichtig, respektlos und entdeckend sei. Sie haben sich in Frankfurt Orte ausgesucht, die in keinem anderen Reiseführer zu finden sind – unbekannte Orte, nicht uninteressant, wie sie sagen. Keine "bösen" Orte, nur abseitige.

Ohne Lebensgefahr über die Straße
Da gibt es zum Beispiel die Adorno-Ampel vor dem Senckenbergmuseum. Schon Anfang der 50er Jahre schrieb der Philosoph Theodor W. Adorno in Briefen an die Stadtverwaltung und in offenen Briefen in den Tageszeitungen, man möge doch eine Ampel einrichten, damit seine Studenten, in philosophische Gedanken versunken, die befahrene Senckenberganlage ohne "unmittelbare Lebensgefahr" überqueren konnten.
Allein, der große Name nützte nichts, Adorno bekam seine Ampel zu Lebzeiten nicht (gestorben ist er 1969), auch nicht, nachdem sich mehrere, zum Teil tödlich verlaufende Unfälle ereignet hatten. Sein Nachfolger Jürgen Habermas übernahm nicht nur die Lehre am berühmten Institut für Sozialforschung, sondern auch die Federführung im Ampelkrieg. 1987 war es soweit: Dann endlich konnte Habermas' Nachfolger Ludwig von Friedeburg vom Institut aus auf die neu errichtete Ampel schauen.

Leberwurst zum Abheben
Was es mit der Zeppelinwurst auf sich hat, wissen bestimmt auch wenige Frankfurter: 1909 wurde die Festhalle feierlich eröffnet, am Himmel ein Zeppelin-Geschwader. Die brachten den findigen Metzgermeister Weiss in der Fressgass auf die Idee, eine Leberwurst mit getrockneten Apfelstückchen, Rosinen und ein Schuss französischen Cognac in der Form der Luftschiffe zu kreieren. Und er bekam sogar die offizielle Erlaubnis dafür durch einen Vertreter des Grafen Zeppelin. "Ein Genuss zum Abheben", versprach der findige Geschäftsmann seiner Kundschaft.

Vom Bordellmord bis zum Grüngürteltier
Das sind nur zwei von vielen amüsanten, lehrreichen, erstaunlichen Entdeckungen, die Frank Berger, Kurator am Historischen Museum, und Christian Setzepfandt, Buchautor, im Laufe ihrer Ortsentdeckungen gemacht haben. Sie führen zum Kettenhofweg 124a, wo in einer denkmalgeschützten Villa in Frankfurts bester Gegend 1994 sechs Leichen gefunden wurden: vier Prostituierte und das Bordellbesitzer-Ehepaar. Sie verfolgen das Vorkommen des Robert Gernhardt'schen Grüngürteltiers in Frankfurts einziger Flughafenruine (eine Hinterlassenschaft der US Air Force) in Bonames bis zur Wörthspitze in Höchst, halten die U-Bahn-Station Römer für genauso besichtigungswert wie das Café Wacker in Bornheim. Sie berichten, dass am 18. September 1848 in der Merianstraße/Ecke Elkenbachstraße zwei Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung erschossen wurden, erklären, was der Affenstein mit dem Ave Maria zu tun hat, gehen zur Grabstätte für Menschen mit AIDS, ersteigen den Monte Scherbelino an der Stadtgrenze zu Offenbach und ermuntern, das hessische Pompeji zu entdecken.

Nicht nur für Touristen
Manch alteingesessener Frankfurter wird sich wundern, was die Stadt an Sehenswürdigkeiten im Sinne der Autoren vom Mittelalter bis zu unserer heutigen Zeit zu bieten hat. Ihre Texte sind informativ, launig geschrieben, nie langweilig. Sie haben auf hohem Niveau so etwas wie eine "Klatsch- und Tratschecke" der Stadt eingerichtet, und das auf höchst unterhaltende Art. Das Buch, das zum Entdecken anregt, ist selbst eine Entdeckung, und gewiss nicht nur für Touristen aus Japan, Übersee oder sonstwoher.

Vorgestellt von Nicole Rodriguez
Redaktion: nrc


28.04.2011


215 Seiten, € 12,80
ISBN 978-3797312488
Societäts-Verlag Frankfurt
März 2011
© Hessischer Rundfunk 2011


 

 

 



Rhein-Neckar Zeitung vom 21..03.2011

 


 

 Die 101 Unorte unserer Stadt

Kaum ein Frankfurter kennt die Stadt besser als die beiden Buchautoren Frank Berger und Christian Setzepfandt. «101 Unorte in Frankfurt» heißt ihr Werk und führt an Orte in der Innenstadt, die auf den ersten Blick keine Touristenattraktionen sind.

Doch die beiden sind der Überzeugung, dass Frankfurt für Interessierte mehr zu bieten hat, als immer nur den Römer oder das Goethehaus.

In einer eigens anberaumten Führung zum Buch machen die beiden Autoren und Stadtkenner einen ersten Stopp an Heiner Müllers Kanaldeckel. Der große Dramatiker des 20. Jahrhunderts war aufgrund eines Fototermins in den Kanal am Willy-Brandt-Platz gestiegen. Entstanden ist das wahrscheinlich bekannteste Portraitfoto des genialen Theatermannes. Die zweite Station überrascht: Das profane Parkhaus an der Hauptwache scheint auf den ersten Blick nicht besonders, war aber das erste öffentliche Parkhaus der Bundesrepublik. So locker gibt es Frankfurter Geschichte zum Anfassen, verpackt in interessante, kleine Anekdoten, die selbst eingefleischte Frankfurter zum Staunen bringen. Wer noch mehr solcher Geschichten lesen möchte, dem sei das im Societäts-Verlag erschienene Buch der beiden (12,80 Euro) ans Herz gelegt.fnw (fnw)

Ein ungewöhnlicher Stadtführer

Neues Buch aus dem Societäts-Verlag zeigt „101 Unorte“

Stadtführer gibt es viele. Die Bücher konzentrieren sich in der Regel auf Paulskirche und Alte Oper, Römer und Kaiserdom. Soeben ist ein Stadtführer der anderen Art im Societäts-Verlag erschienen. Er zeigt das weniger bekannte, aber mindestens genauso interessante Frankfurt.

Von Jürgen Walburg

Frankfurt. «101 Unorte in Frankfurt» ist der Titel des lesenswerten Buches der Autoren Frank Berger und Christian Setzepfandt. 101 Unorte – das sind nur in den seltensten Fällen tatsächlich Orte, die man besser meiden sollte. Die meisten sind zwar fernab der üblichen Sehenswürdigkeiten-Hitliste zu finden, aber nicht weniger attraktiv. Die bunt gemischte Auswahl beginnt bei den Adlerwerken im Gallus und geht alphabetisch weiter über Bethmannweiher (Friedberger Anlage) und Ochsenküche (Römerberg) bis hin zur Zeppelinwurst (Freßgass‘). Jedem Unort sind zwei Seiten gewidmet, jeweils eine fürs Foto und den Text.

Nachforschen erwünscht

Im Vorwort schreiben die Autoren: «Die Auswahl der Unorte ist unausgewogen. Sie will auch nicht politisch korrekt sein. Eher unvorsichtig, respektlos und entdeckend. Sie lädt ein zum Nachforschen, gerne zu Fuß in der Innenstadt oder mit dem Fahrrad in den Stadtteilen.» Zu jedem der 101 vorgestellten Orte haben sich die Autoren ein spezielles «Un-Wort» einfallen lassen. Da ist dann vom «Unsterblichen» Don Alfredo (Eintracht-Legende Alfred Pfaff) oder vom «Unverdrossenen» Flugpionier August Euler die Rede, vom «Unbehaglichen» Paternoster im Bayerhaus und vom «Unterschätzten» städtischen Weinberg, dem Lohrberg.

Die Autoren haben beruflich beide mit der Geschichte Frankfurts zu tun, wenn auch auf unterschiedlichen Gebieten. Frank Berger hat Geschichte, Germanistik und Archäologie studiert und ist im Historischen Museum fürs Münzkabinett und den Wissenschaftlichen Dienst zuständig. Der gebürtige Frankfurter Christian Setzepfandt ist studierter Kunsthistoriker und organisiert seit 30 Jahren Führungen in und um Frankfurt. Er hat im Societäts-Verlag bereits ein viel beachtetes Buch über den Frankfurter Hauptfriedhof veröffentlicht.

Setzepfandt und Berger sind beide Jahrgang 1957. Sie kennen sich aber nicht etwa aus gemeinsamen Schul- zeiten, sondern erst seit 14 Jahren. Damals ist der gebürtige Westfale Berger nach Frankfurt ans Historische Museum gekommen. Es hat nicht lange gedauert, bis sich die beiden zwangsläufig begegnet sind: Bei seinen Führungen hat Setzepfandt auch das Historische Museum im Programm. Die Idee für das Buch ist im Vergleich zu anderen Publikationen im Eiltempo realisiert worden. Es ist gerade mal ein Jahr her, dass Berger im Gespräch mit dem damaligen Leiter des Societäts-Verlags, Jürgen Kron, ein Buch erwähnte, das interessante, aber weniger bekannte Orte in Köln vorstellt. «Warum machen wir das nicht für Frankfurt?», fragte Kron. Gesagt, getan.

Hinterhofgeheimnis

Am kommenden Montag wird das Buch vom Societäts-Verlag an der Hauptwache offiziell vorgestellt – bei einem Rundgang zu einigen Unorten in der City. Auch Setzepfandts Lieblingsort ist dabei, ein Hinterhof im Holzgraben, einer kleinen Parallelstraße zur Zeil. Dort ist ein bemerkenswertes Stück Frankfurter Baugeschichte zu finden.

Der Hinterhof ist kein Unort der negativen Art, sondern ein ebenso lohnenswertes wie versteckt liegendes Ziel. Bergers Top-Unort dagegen ist tatsächlich einer der übelsten Sorte: Die Unterführung von der Haltestelle Riederhöfe unter der Hanauer Landstraße hindurch. Dunkel und muffig ist‘s hier, lediglich farbenfrohe Graffiti sorgen für ein wenig Freundlichkeit. Ein wahrer Unort.

Frank Berger, Christian Setzepfandt, 101 Unorte in Frankfurt, Societäts-Verlag, 216 Seiten, 12,80 Euro,

ISBN 978-3-7973-1248-8

Frankfurter Neue Presse vom 19.03.20011


 

EXTRA-TIPP Rhein Main 13.03.11 von Norman Körtge

Neuer Frankfurter Stadtführer führt zu 101 Unorten wie dem historischen Wasserhof aus Goethes Faust

Goethes Wasserhof ist jetzt ein Unort


Frankfurt – „Ich rat Euch, nach dem Wasserhof zu gehn“, heißt es in Goethes Faust. Dass es jenes Gehöft noch gibt, wissen aber nur wenige. Deshalb ist es in das Buch „101 Unorte in Frankfurt“ aufgenommen worden, das am Montag erscheint. Von Norman Körtge

„Die meisten glauben, dass die Gerbermühle jener Ort ist. Dabei war sie nur ein Teil jenes Wasserhofs“, berichtet Norbert Scherlitz. Seit mehreren Jahren bereits setzt sich der Oberräder dafür ein, dass das Areal auch dementsprechend gewürdigt wird. Einer seiner wichtigsten Verbündeten ist Wolfgang Ahlemann. Er ist Vorsitzender des Frankfurter Geflügelzuchtvereins, der seit 1909 seine Volieren auf dem Grundstück gegenüber der Gerbermühle hat. Dass an den historischen Wasserhof mit Wassergraben, Zugbrücke und großem Herrenhaus nur noch so wenig erinnert, kann Ahlemann erklären. Im Zweiten Weltkrieg hätten Bomben einen Großteil der Gebäude zerstört. Übrig geblieben ist nur der Gewölbekeller und das Parterre des Herrenhauses. Aufgrund der Zerstörungen erinnerte nichts mehr an Goethes Wasserhof.

Das Parterre des Herrenhauses auf dem Wasaserhof-Gelände ist noch erhalten. Das Parterre des Herrenhauses auf dem Wasaserhof-Gelände ist noch erhalten.Gewürdigt wird es jetzt in dem am Montag erscheinenden Buch „101 Unorte in Frankfurt“, das Frank Berger vom Historischen Museum und Stadtführer Christian Setzepfandt (http://www.kultours.de) im Societäts-Verlag herausgeben. Mit Schlagworten wie „Unbeliebt“, „Unbedeutend“ oder „Unansehnlich“ haben die beiden Autoren Frankfurter Sehenswürdigkeiten betitelt, die so in keinem Reiseführer stehen und auch vielen Frankfurtern unbekannt sein dürften. Wer wissen möchte, was es mit der Adorno-Ampel, einem Gullydeckel vor der Alten Oper oder der Zeppelinwurst in der Fressgass‘ auf sich hat, der kommt an dem Buch nicht vorbei.
Pläne für ein Kulturhotel

Norbert Scherlitz hofft allerdings, dass der Wasserhof in einer neuen Auflage nicht mehr zu den Unorten gehört. Denn ihm schwebt vor, das Herrenhaus samt Gebäudeensemble, Wassergraben und Zugbrücke wieder aufleben zu lassen und dort ein Kulturhotel zu etablieren. Die Pläne dazu hat der bekannte Frankfurter Architekt Jochem Jourdan bereits ausgearbeitet. Jetzt gilt es für das Vorhaben Investoren zu finden. Der Geflügelzuchtverein unterstützt das Projekt.