Von Christiane Weiß
Niederrad. Der Bruchfeldplatz hat in den vergangenen einiges an
Attraktivität gewonnen. Die Bürger verweilen wieder gerne, und die Kinder
lieben den Spielplatz. In naher Zukunft können sich die Sozialdemokraten im
Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) sogar Feste oder
Weihnachtsmärkte hier vorstellen. Auch eine Eisdiele könnte Sitzgelegenheiten
aufstellen und die Passanten bewirten.
Dann müsse der Platz noch offener werden und die Umzäunung verschwinden.
"Sogar als Marktplatz kann das Gelände dienen. So ein Kernstück fehlt im
Stadtteil", überlegt die Fraktionsvorsitzende Renate Gatzweiler laut. Bei
einem Rundgang zum Frühlingsanfang schilderten die SPD-Ortsbeiräte ihre
Visionen für den Stadtteil. Kunsthistoriker Christian Setzepfandt lieferte an
den einzelnen Stationen Anekdoten und Fakten. Mit aktuellen Entwicklungen und
Trends schlug er den Ortsbeiräten eine Brücke in die Gegenwart. Schließlich
sollten die Visionen der Stadtteilpolitiker einen Blick in die Zukunft wagen,
der mit dem Vergangenen zusammenpasst. Aus einer Erhöhung am Mainufer
entwickelte sich Niederrad von dort aus, wo noch heute die kleine Kirche der
evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde in der Kelsterbacher Straße steht.
Das Mainufer ist auch Thema im Ortsbeirat: Die fünf Leute zählende
SPD-Fraktion verhandelt schon seit Monaten mit den dort ansässigen Vereinen,
damit das Ufer für die Bürger wieder zugänglich wird. Zum einen sollen zwei
Uferstellen mit Bänken zum Ausspannen einladen, zum anderen sollen die
Sichtschutzmatten an den Zäunen der Vereinsgelände schnellstens verschwinden.
Die unmittelbar an die Kirche grenzende Rückseite der Feuerwache gefiel den
Politikern gar nicht. Sie würden ein wenig Farbe an der grauen Wand begrüßen,
damit sich das Gebäude besser in den Kirchplatz fügt. Das städtische
Grundstück, auf dem Bürgertreff und Teile der Turngemeinschaft untergebracht
sind, ist schon lange ein Sorgenkind der Politik. Seit Jahrzehnten wird in der
Goldsteinstraße das Gelände für ein Bürgerhaus freigehalten. Momentan sucht
die Stadt nach einem Investor.
Auch mit der Unterführung wenige Meter weiter hat sich die Fraktion schon in
einigen Sitzungen befasst. Der Bürgersteig ist schmal, und die Sicht wegen
einer Kurve eingeschränkt. Trotzdem rasen die Autos knapp an den Passanten
vorbei, die zum großen Teil hinter der Eisenbahnbrücke in den Discount-Märkten
einkaufen. Hier hat sich in den vergangenen 100 Jahren viel getan. "Der Mann
mit dem Flugschein Nr. 1, August Euler, hatte nicht nur seinen privaten
Flugplatz sondern auch Flugzeugwerke an dieser Stelle", berichtet Setzepfandt.
Mit einer modernen Infrastruktur löste das Klärwerk die Sammlung der Abwasser
in so genannten Antauchen ab, die dereinst von den Lehrlingen der Henker
gesäubert und im Main entsorgt wurden. Gleich nebenan werden die Klärschlämme
im Heizwerk verbrannt. Der landläufige Ausspruch "Mir trinke eichentlich
Maa-Wasser" sei durchaus ernst zu nehmen, sagt Setzepfandt, denn das geklärte
Wasser werde zurück in das Grundwasser des Stadtwalds gepumpt, um dann in den
Trinkwasserleitungen zu landen. Ein Grund für Ralf Heider dem weiteren Bau
einer Landebahn zu widersprechen: Die Versiegelung gefährde das Grundwasser.
In den 60er Jahren entwickelte sich die Bürostadt Niederrad zur Alternative
für die Erweiterung im Westend. Um die Büros zu bündeln, entschied sich die
Stadtplanung für die Monostruktur einer Satellitenstadt. Angesiedelt haben
sich vor allem Dienstleister: Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Kommunikations- und
Finanzunternehmen oder strukturberatende Unternehmen. "Das Problem zeigt sich
abends und am Wochenende – hier ist tote Hose", bedauert der Kunsthistoriker.
Kümmern wollen sich die Politiker auch um den Bahnhof Niederrad, der täglich
tausende von Pendlern in Richtung Bürostadt empfängt. "Vom Flughafen kommend
ist der erste Halt eine Visitenkarte für Frankfurt. Das Gesicht des Bahnhofs
muss freundlicher werden", fordert Frau Gatzweiler. Für die Fußball-WM
richteten Stadt und Bahn die Station Sportfeld her, da dürfe auch Niederrad
nicht vergessen werden.